Danke 2020

am

„Hans-Peter, das Jahr geht zuende. Rückblick oder sonst noch was zu sagen dazu?“

„Mh, ja, Danke 2020, Danke Corona.“

„Bist Du heute Nacht gegen eine Wand gelaufen oder hast Dir anders den Kopf etwas zu fest gestossen? Du willst tatsächlich diesem besch…eidenen Jahr Danke sagen?“

„Natürlich. Man sollte doch aus jeder Situation etwas lernen und dafür kann man sich dann bedanken?!“

„Ja, das schon, aber was konnten wir denn lernen ausser eingeschlossen zu werden, Maske zu tragen und Abstand zu halten?“

„Das ist vielleicht eine Sache der Sicht- und Betrachtungsweise.“

„Ich kenne ausser Dir Keinen, der mir gesagt hätte er betrachtet das Jahr mit Dankbarkeit.“

„Wenn es aus jeder Situation etwas zu lernen gibt, auch aus den scheinbar schlechten, dann muss es doch auch an diesem Jahr etwas geben, das wir lernen konnten. Vielleicht ist es nicht gleich zu erkennen, weil wir im Moment zu viel Abstand-Masken-Lockdown-genervt sind.“

„Aber was willst Du denn erkennen in einem Jahr, das mehr Schaden angerichtet hat, als wir uns jemals vorstellen konnten?“

„Genau DAS. Wir waren alle so sehr in unserem Wohlstandsleben gefangen, dass wir uns gar nicht vorstellen konnten, das plötzlich alles den Bach runter gehen kann. Wir mussten, oder ich sag lieber durften, lernen, dass nichts selbstverständlich ist. Niemand, der heute noch eine Arbeit hat, kann sich darauf verlassen, dass er morgen noch arbeiten darf. Ganz schnell ist er in Kurzarbeit oder sogar arbeitslos. Viel schneller als die Meisten das geahnt hätten, sind sie ganz unten.“

„Und dafür soll er dann auch noch dankbar sein?“

„Nicht für die Arbeitslosigkeit (oder vielleicht sogar auch dafür), aber für diese Erkenntnis. Für die Erkenntnis, dass eben nichts selbstverständlich ist, sondern dass alles was wir haben wertvoller ist, als wir jemals dachten. Dass es wichtig ist den Dingen mehr Wertschätzung zu zollen. Auch und gerade den Dingen, die uns selbstverständlich geworden sind.“

„mhh“

„Auch Kindergarten und Schule zum Beispiel. Ich habe manchmal das Gefühl Eltern setzen Kinder in die Welt um sie dann zur Erziehung an den Staat abzugeben, indem sie sie in Kindergarten und Schule zwischenparken. Welches Chaos bricht aus, wenn Kindergarten und Schule nicht mehr so funktionieren, wie bisher? Wir haben es gesehen. Daraus sollten wir vielleicht mehrere Schlüsse ziehen, etwas lernen. Zum Einen sollten wir erkennen können, dass Eltern die eigentlichen Erzieher ihrer Kinder sind und nicht Kindergarten und Schule. Die Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich. Das scheint aber mit den Bedingungen zu kollidieren, wenn jemand arbeiten muss. Da muss vielleicht an den Arbeitsbedingungen etwas getan werden. Die Notwendigkeit hier etwas zu tun, durften wir jetzt lernen.“

„Aber da müssen Politiker und vielleicht Gewerkschaften etwas dran tun.“

„Dann müssen wir sie dazu bringen. Wir sind die Wähler, wir sind die Mitglieder. Wir bestimmen, wenn wir denn endlich wach werden und auch gelernt haben, dass ein weiter so nicht hilfreich ist. Es müssen neue Konzepte her – und wenn nötig neue Parteien.“

„Das wird dauern.“

Wenn wir es zulassen. Es gibt schon seit vielen Jahren Konzepte zur Notwendigkeit einer Digitalisierung der Schulen. Unter anderem hatten die Piraten das schon 2010 im Programm stehen. Es gibt viele Konzepte wie Bildung durch individuelle Förderung aussehen kann. Das wäre auch digital und ohne Präsenzunterricht möglich. Ganz individuell für jeden Schüler, ganz nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Es wird Zeit sie umzusetzen. Dass es nötig ist – haben wir hoffentlich gerade gelernt.“

„Wenn wir es gelernt haben…“

Und es gibt noch sooo viel Anderes, dass wir hoffentlich gesehen und gelernt haben. Zum Beispiel

  1. Arbeiten im Homeoffice ist, überall wo es möglich ist, die Zukunft. Das müssen Unternehmen erkennen und umsetzen. Aber auch Politik und Diensteanbieter müssen die Infrastruktur jetzt schaffen. JETZT, nicht in zwanzig Jahren. Wir sind jetzt schon viel zu spät.
  2. Geschäfte, Restaurants, Kleinunternehmer müssen erkennen, dass sie ohne Internet, ohne zweitem Weg, nicht ausreichend abgesichert sind. Alles kann morgen vorbei sein.
  3. Wir und die Politik müssen erkennen und Vorkehrungen treffen, dass Kultur ein Grundbedürfnis ist und Kulturschaffende systemrelevant sind. Wir dürfen Menschen, die in diesem Bereich arbeiten nicht wie selbstverständliches Beiwerk unseres schönen Lebens betrachten. Sie sind Notwendigkeit für eine funktionierende Gesellschaft.“

„Mhh. Wichtige Punkte. Aber waren die nicht auch schon vor 2020 da?“

„Über viele weitere Dinge muss man nachdenken und reden. Ja, sie waren auch vor 2020 schon da. Aber sie sind alle in der Selbstverständlichkeit des Wohlstandsdenkens untergegangen. Und deshalb kann ich 2020 Danke sagen. Danke, dass es uns diese Sachen deutlich und erkennbar gemacht und uns die rosarote Wohlstandsbrille von der Nase gerissen hat. Und für mich ganz persönlich sage ich auch Danke, dass meine Familie und ich das Jahr gesund überstehen durften.“

„Ja, so kann man das auch sehen. Dann macht das Danke 2020 auch Sinn.“

„Ich weiß auch, dass Viele das vielleicht nicht so sehen können oder wollen. Aber Du hast mich ja nach meiner Sicht der Dinge gefragt ;-)“

„Und wie wird 2021?“

„Ich bin doch kein Hellseher 😀 Eins sollte aber nicht passieren, ein zurück zu dem was vorher war. Ich denke auch, das ist nicht mehr möglich. Wir müssen Neues probieren und unser Leben neu ausrichten. Dazu wünsche ich allen viel Erfolg, Gesundheit und die nötige Portion Glück und Mut.“

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