Wähl doch mal …

 

Auch in Schleswig-Holstein war die Gruppe der Nichtwähler wieder die größte Wählergruppe. Und es wird immer schwieriger diese Gruppe zum Urnengang zu motivieren. Doch in diesem Artikel möchte ich nicht nur die Nichtwähler ansprechen, sondern auch und vor Allem diejenigen, die ohnehin zur Wahl gehen. Auch ihnen sei gesagt „Wähl doch mal …“

Es erschreckt mich immer wieder, wenn ich höre wieviele Menschen nicht mehr wählen gehen wollen.  Es ist Grundlage der Demokratie, dass das Volk als Souverän seine Regierung, seine Repräsentanten, wählt. Das sollte man sich immer wieder vor Augen halten und auch immer wieder durchdenken. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass in anderen Teilen der Welt Menschen für dieses Recht sterben oder sich extremen Repressionen aussetzen. Aber es ist auch verständlich, dass Menschen die Politik gegen den Willen der Menschen und zum Teil, wie im SGB II oder SGB XII, sogar gegen die Menschen und die Menschenwürde, nicht mehr unterstützen wollen.

Noch mehr erschrecken mich diejenigen, die sich über die Politik und die Politiker aufregen, sich regelmäßig über die unhaltsamen Zustände in diesem Land auslassen  –  und dann am Sonntag zur Wahl gehen und ganz automatisch ihr Kreuz machen. Immer an der gleichen Stelle, weil „wir das ja immer wählen“ oder „mein Vater (mein Mann) das auch immer wählt“. Mir hat vor wenigen Tagen ein Bekannter gesagt „Alles gut und schön. Ich verstehe was Du meinst und weiß, dass es richtig ist. Aber ich bin schon seit 26 Jahren bei der Partei und habe da mein Parteibuch. Deshalb mache auch diesmal wieder da mein Kreuz“. Mit anderen Worten wählt er wider besseren Wissens was er schon immer gewählt hat. Das erschreckt mich mehr als ein Nichtwähler!

 

Schon Albert Einstein sagte:

„Es ist die höchste Form von Wahnsinn, immer das Gleiche zu tun und etwas Anderes zu erwarten.“

 

Die großen Parteien verlassen sich auf genau diese Wähler, weil sie ihnen die Gewissheit geben, dass sie mit ihrem „weiter so“ im Getriebe der Politik eben genau das machen können: Weiter so. Was soll man auch ändern, wenn die Mehrheit der Bevölkerung sagt, das ist zwar Mist was Ihr da macht, aber macht mal weiter? Genau das ist es aber was man mit dem Kreuz an der immer gleichen Stelle oder auch mit dem Nichtwählen erreicht. Alles kann weiterlaufen wie bisher. Niemand will eine wirkliche Änderung, sonst würde man sein Wahlverhalten ja ändern. Nur dann kann sich nämlich etwas verändern.

Natürlich gibt es auch Parteienspringer. Wähler, die mal der einen und dann wieder mal der anderen bekannten Partei die Stimme geben. Ändert sich dann etwas? Nein. Und das wissen wir alle nur zu genau. Die etablierten Parteien haben alle kein wirkliches Konzept. Soziale Gerechtigkeit, Frieden, Arbeitsplätze, usw. sind nach der Wahl nichts als hohle Phrasen gewesen. Deshalb werden sie auch vor der Wahl nicht mit konkreten Aussagen gefüllt. Klar ausgedrückt: Wer CDU, SPD, Grüne, Linke oder FDP wählt, wählt das „weiter so“ und darf sich nicht wundern, wenn sich nichts ändert. Alle genannten Parteien haben in den letzten zwanzig Jahren deutlich bewiesen, dass sie keinen digitalen Fortschritt, keine soziale Gerechtigkeit, keine Rüstungsbegrenzung und weitere wichtige Themen wirklich wollen, wenn sie in irgendeiner Regierungsbeteiligung sind. Und das sowohl in den Kommunen wie im Land wie auch im Bund. Und die AfD will nach eigener Aussage populistisch bleiben, Opposition machen (also Hauptsache dagegen) und rückwärts denken.

Also doch nicht wählen? Nein! Keine Wahl ist die schlechteste Wahl! Es gibt jede Menge kleinerer Parteien, die vielleicht nur einzelne Punkte durchsetzen wollen, aber das mit viel Engagement. Gebt ihnen Eure Stimme. Wählt einfach mal anders! Wählt die Kleinen und stellt Eure Stimme damit in jedem Fall gegen das „weiter so“. Seht Euch die Programme an und entscheidet Euch dann für eine wirkliche Wahl. Das wäre meiner Meinung nach zumindest eine richtige Form der Protestwahl. Wie stünde der Schreck in den Gesichtern der so sicheren Kandidaten etablierter Parteien, wenn nicht die Nichtwähler die größte Gruppe währen, sondern die „Sonstigen“?

Sind das nicht verschenkte Stimmen? Nein! Nur Nichtwähler verschenken ihre Stimme. Und das meist zugunsten der etablierten Parteien. Wer seine Stimme einsetzt und ein Kreuz macht, hat sie nie verschenkt. Er hat sein Recht auf freie Wahl und damit seine in der Demokratie verbriefte Freiheit genutzt. Es ist ein Unding, wenn von verschenkten Stimmen gesprochen wird. Und wer es richtig verfolgt stellt fest, dass diese Aussage auch immer nur von den etablierten Parteien genutzt wird, um die Stimmenzahl der kleineren Parteien so niedrig wie möglich zu halten. Macht ihnen endlich einen Strich durch die Rechnung und gebt Eure Stimme der Partei, die Euch zusagt, egal wie klein.

Übrigens: Das Gerücht der verschenkten Stimme wird von den etablierten Parteien auch geschürt, weil es ihre Finanzierung betrifft. Jede Stimme ist ein Teil der Parteienfinanzierung. Jede Stimme, die die etablierten Parteien nicht bekommen schmälert ihr Parteibudget, weil es der Partei zufliesst, die diesmal die Stimme bekommen hat. Mit der Wahl einer kleineren Partei stärkt Ihr somit auch finanziell die Vielfalt der Demokratie.

Deshalb noch einmal zum Schluss die Bitte: Nicht wählen wie immer! Entscheidungen müssen getroffen werden, ganz bewußt. Und auch und gerade beim Kreuz in der Wahlkabine. Bitte

wähl doch mal …

 

 

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